Warum wir Stress brauchen - und wann er uns blockiert
Silke Tsafrir • 1. Oktober 2025
Stress – kaum ein Wort löst so viele negative Assoziationen aus.
Wir verbinden ihn mit Überlastung, Hektik, Erschöpfung und dem Gefühl, nicht mehr zur Ruhe zu kommen. Doch Stress ist nicht grundsätzlich schlecht. Im Gegenteil: In bestimmten Situationen brauchen wir ihn sogar, um leistungsfähig zu bleiben, Entscheidungen zu treffen und uns weiterzuentwickeln.
Entscheidend ist, ob wir es schaffen, Stress als unterstützende Kraft zu nutzen – oder ob er uns blockiert und krank macht.
In diesem Artikel erfährst du, warum Stress auch positive Seiten hat, wie er uns manchmal antreibt, und ab welchem Punkt er uns schadet.
Warum Stress nicht immer schlecht ist
Stress ist eine uralte Reaktion unseres Körpers. Schon unsere Vorfahren erlebten Stress, wenn sie vor Gefahren fliehen oder auf die Jagd gehen mussten. In solchen Momenten schüttet der Körper Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol aus, die uns wachsamer, schneller und stärker machen.
Auch heute noch hat Stress diese Funktion. Er sorgt dafür, dass wir:
- fokussierter arbeiten
- kurzfristig mehr Energie haben
- kreative Lösungen finden
- Herausforderungen besser meistern
Ein gewisses Maß an Stress kann also motivierend wirken. Er kann uns helfen, Projekte anzupacken, Ziele zu verfolgen und in entscheidenden Momenten unser Bestes zu geben.
Positiver Stress: Eustress
Fachleute unterscheiden zwischen Eustress
(positiver Stress) und Distress
(negativer Stress).
- Eustress tritt auf, wenn wir uns gefordert, aber nicht überfordert fühlen. Er aktiviert uns, ohne uns zu überlasten. Beispiele: eine spannende berufliche Aufgabe, ein sportlicher Wettkampf oder die Vorbereitung auf ein Familienfest.
- Distress entsteht, wenn die Anforderungen unsere Ressourcen übersteigen. Dann erleben wir Stress als Druck, der uns lähmt oder erschöpft.
Das bedeutet: Stress an sich ist nicht der Feind. Entscheidend ist, wie wir ihn wahrnehmen, mit ihm umgehen und ob wir die Möglichkeit haben, uns nach Anspannungs-Phasen wieder zu erholen.
Wann Stress uns blockiert
So hilfreich Stress kurzfristig sein kann – wenn er dauerhaft anhält, wird er zur Belastung. Unser Körper ist nicht dafür gemacht, ständig im „Alarmmodus“ zu sein. Bleiben Stresshormone über längere Zeit erhöht, kann das Folgen haben:
- Konzentrationsprobleme
- Schlafstörungen
- Gereiztheit
- Erschöpfung und Burnout
- körperliche Beschwerden wie Verspannungen, Magenprobleme oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Blockierender Stress entsteht oft dann, wenn wir keine Möglichkeit zur Erholung finden. Wenn ein Termin den nächsten jagt, wir uns ständig für andere verantwortlich fühlen und das Gefühl haben, nie „fertig“ zu werden.
Warum wir manchmal sogar Stress „suchen“
Interessanterweise suchen wir Menschen manchmal Stress regelrecht – auch unbewusst. Denn Stress kann uns ein Gefühl von Wichtigkeit und Lebendigkeit geben. Viele kennen den „Kick“ kurz vor einer Deadline oder die Energie, die entsteht, wenn man alles auf den letzten Drücker erledigt.
Manche Menschen gewöhnen sich so sehr an ein hohes Stresslevel, dass es ihnen schwerfällt, in die Ruhe zu kommen. Stille kann dann sogar unangenehm wirken, weil man sie nicht gewohnt ist. Das zeigt, wie tief Stressmuster in unserem Leben verankert sein können.
Der Schlüssel: Balance zwischen Anspannung und Entspannung
Stress ist nicht per se schlecht. Entscheidend ist, dass wir lernen, die richtige Balance zu finden. Nach Phasen der Anspannung brauchen Körper und Geist Zeit, um wieder herunterzufahren. Genauso wie ein Muskel, der nach dem Training Ruhe braucht, um zu wachsen, benötigen wir nach herausfordernden Momenten Pausen für Regeneration.
Diese Balance gelingt, wenn wir uns regelmäßig kleine Inseln der Ruhe schaffen.
Das können ganz einfache Dinge sein:
- ein bewusster Atemzug zwischendurch
- ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft
- das Handy für eine halbe Stunde beiseitelegen
- eine kleine Achtsamkeitsübung im Alltag
Wie Achtsamkeit uns hilft, Stress besser zu nutzen
Achtsamkeit bedeutet, bewusst wahrzunehmen, was im Moment geschieht – ohne sofort zu bewerten oder automatisch zu reagieren. Genau das ist der Schlüssel im Umgang mit Stress.
- Früher wahrnehmen: Achtsamkeit hilft uns, Anzeichen von Überlastung schneller zu erkennen.
- Besser regulieren: Indem wir innehalten und atmen, schaffen wir einen kleinen Abstand zu unseren Gedanken und Gefühlen.
- Gezielter erholen: Wir lernen, bewusst Pausen einzubauen und diese nicht als „Zeitverlust“, sondern als Ressource zu sehen.
So gelingt es, Stress nicht als Dauerzustand zu erleben, sondern ihn punktuell als Energiequelle zu nutzen – und rechtzeitig den Schritt zurück in die Ruhe zu gehen.
Stress ist nicht dein Feind
Stress gehört zu unserem Leben dazu. Er kann uns antreiben, motivieren und stärken – solange wir ihn bewusst einsetzen und für Ausgleich sorgen. Problematisch wird er nur, wenn er zum Dauerzustand wird und wir die Erholungsphasen vernachlässigen.
Die Kunst liegt darin, Stress nicht grundsätzlich zu bekämpfen, sondern ihn zu verstehen: Wann hilft er mir, mein Potenzial zu entfalten – und wann blockiert er mich?
Achtsamkeit ist dabei ein wirksames Werkzeug, um diese Grenze klarer zu spüren und die eigene Balance zu bewahren.
Denn am Ende geht es nicht darum, komplett stressfrei zu leben – sondern zu verstehen, was den Stress auslöst, welche Ressourcen und Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um damit umzugehen und sich zwischendurch bewusst kleine Auszeiten einzuplanen. Genau das lernst du in meinem MBSR Kurs, erfahre hier
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Lass mich in den Kommentaren wissen, was deine Strategien sind, um Stress entgegenzuwirken.
Alles Liebe,
Silke